Prophetie und Weissagung im Neuen Testament und heute

von Willi Bergemann

„Prophetenschule“

Schule hat mit Lehren und Lernen, mit Empfangen und Geben, mit Hören und Gehorchen zu tun.

Kapitel I:
Was lehrt die Bibel über Prophetie und wie ist sie anzuwenden?

1. Christliche Prophetie kommt immer aus dem Hören des Nachfolgers Jesu Christi auf Gottes Wort und Gottes Geist!

Paulus wünscht in 1. Kor. 14,5 dass alle Gläubigen weissagen bzw. prophetisch reden könnten, weil Prophetie eine der wichtigsten Gaben ist.

2. Prophetie dient zur geistlichen Lebensbefähigung und zielt ab auf die Auferbauung der Gemeinde und des Einzelnen.

3. Wir sprechen von Prophetie, wenn durch göttliche Eingebung – die allerdings von ebenfalls prophetisch Begabten geprüft werden kann und soll – geistliche Wahrheiten über Menschen, Völker, Zeiten oder Geschehnisse ausgesprochen werden.

4. Prophetie ist oft eine Weisung bzw. Weissagung für eine konkrete Situation in der Gemeinde oder für bestimmte Glieder.

Sie betrifft die Gegenwart, deckt vielleicht Dinge der Vergangenheit auf, beschreibt die sich daraus ergebende Zukunft (Konsequenzen des Verhaltens) und gibt entsprechende Anweisungen.

5. Prophetie kommt in der Praxis in jeder christlichen Verkündigung vor. Sie wurde dort erfahren, wo persönliche Betroffenheit entstand, Veränderung oder auch Buße und Bekehrung geschah.

6. Der Geist Gottes bedient sich in der Prophetie des Predigers und eventuell einiger Gemeindeglieder in Verkündigung, Gebeten, Erfahrungsberichten oder anderen gottesdienstlichen Beiträgen (lies: 1. Kor. 12,10 u. 28-30; 1. Kor. 14,24-32; Röm.12,6+7; Ephes. 4,11-14; Matt.13,57).

7. Prophetie zielt ab auf Besinnung, auf Glaubensweckung, auf Vermittlung von Erkenntnissen, auf geistliches Wachstum und auf Befähigung zum christlichen Leben.

8. Prophetie soll zu Entscheidungen führen im Blick auf die Lebensführung, aber auch berufen und befähigen zum Engagement in der Gemeinde Jesu Christi am Ort und darüber hinaus; in der Diakonie und Mission, wie in der Welt, also im säkularen Bereich überhaupt.

9. Prophetische Worte eignen sich nicht immer zur Veröffentlichung außerhalb der Gemeinde, weil sie bei ungläubigen Menschen Unverständnnis oder gar Lästerung hervorrufen könnten.

Kapitel II:
Was geschieht durch Prophetie?

In der durch den heiligen Geist gewirkten Prophetie geschieht das Reden Gottes verbal (durch vernehmbares Reden), Aber durch symbolisches oder konkretes Handeln eines von Gott gebrauchten Menschen.

Gerade geistliche Lebens- und Verhaltensweisen können einen Menschen als Propheten ausweisen.

In der Prophetie zeigt Gott auf:

a) Wer wir sind, wie unsere Situation oder die der Gemeinde oder die der Welt ist.

b) Zu welchen Resultaten ein bestimmtes Verhalten (pro oder kontra zum Willen Gottes) führt, und was Gott deshalb von uns erwartet.

c) Das Gesetz von Ursache und Wirkung. Zum Beispiel: „Wenn du dies oder jenes tust oder nicht tust, wird folgendes geschehen: . .“

Darum hat Prophetie bzw. prophetische Rede immer eins oder mehrere der folgenden Elemente:

1. Darlegung einer Situation und Beurteilung derselben.

Unbekanntes oder Geheimgehaltenes (sündhaftes Verhalten etwa) wird dargelegt, offengelegt und geistlich beurteilt. (siehe Offenbg. 2,2-4).

2. Erkennen von Zeichen unserer Zeit und ihre Erläuterung von der Bibel her. Zusammenhänge von göttlichen Verheißungen und deren Erfüllung werden erkannt, dargelegt und kundgemacht. Aber auch konkrete Geschehnisse werden aufgedeckt und beurteilt. Zum Beispiel: Vorhandene Glaubensnöte, Bindungen, Katastrophen oder Kriminalität (siehe Offenbg. 2,10; Apg. 11, 27+28).

3. Kundmachen von Weisungen Gottes.

Gott gibt einzelnen Menschen, Gruppen, Gemeinden, einem Volk oder allen Völkern Anweisungen für ihr Verhalten und zeigt Möglichkeiten zur Umkehr und zum konstruktiven, auch heilenden Handeln. Gott teilt mit, wo und wie Notwendiges geleistet werden muß oder Schaden abgewendet werden kann.

4. Aussprechen von geistlichen Ermahnungen.

Zum Beispiel: Jesus zu suchen, ihm treu zu sein, in der Hingabe an ihn oder in seiner Gemeinde zu bleiben; Abfall von Christus oder Spaltung der Gemeinde zu verhindern; in der Erneuerung des geistlichen Lebens und in der Liebe Christi zu bleiben (siehe Offenbg.2,5).

5. Hören auf Gott und sein Wort, Stille, Gebet und Bibelstudium benützt der heilige Geist um Menschen die „Augen des Verständnisses für den Willen Gottes zu öffnen“ (Ephes. 1,18) und geistgewirkte Erkenntnis zu vermitteln. Prophetie wird wirksam, wenn der auf Gott Hörende gehorsam wird; sowohl der, der die Prophetie ausspricht als auch die Einzelperson oder Gemeinde, der das prophetische Wort mitgeteilt wird.

Jede Prophetie wartet auf Antwort durch entsprechendes Reden oder Handeln!

Kapitel III:
Prophetie im Verbund mit anderen Geistesgaben.

Prophetie kann immer nur in Ergänzung mit anderen Gaben des heiligen Geistes geschehen.

Entweder gehören andere Geistesgaben zu den Voraussetzungen einer Prophetie, oder sie sind Begleiterscheinungen oder auch Folgererscheinungen eines prophetischen Redens oder Handelns.

1. Prophetie und Evangeliumsverkündigung.

Keine Evangeliumsverkündigung, ob als Gemeindepredigt, Lehre, Evangelisation oder Mission kommt ohne Prophetie aus, wenn sie den Anspruch erhebt, Menschen zu Christus einzuladen, ihre Veränderung zu bewirken oder sie zur Nachfolge Christi zu befähigen.

Prophetie überzeugt Menschen von Gott und von der Sünde des Menschen. Sie bewirkt geistliches Leben und baut es auf. Jedes angesprochene und reagierende Gewissen läßt erkennen, dass hier prophetische Rede stattgefunden hat.

2. Prophetie und Seelsorge.

Christliche Seelsorge kommt nicht ohne Prophetie aus, weil sie sowohl aufdeckenden, als auch heilenden Charakter hat.

Das bedeutet: Zu den Inhalten der Prophetie gehören kritische Worte und Ermahnungen, aber auch Tröstungen, Ermutigungen und Hilfen.

3. Prophetie und Erkenntnis.

Durch Prophetie werden dem Theologen, Prediger und Seelsorger, aber auch jedem, der einen geistlichen Auftrag durch göttliche Berufung hat, Zusammenhänge eines Geschehens oder Verhaltens klar, also Ursachen und Wirkun-gen.

So erkannte z.B. Jesus was im Menschen ist; denn Prophetie bringt Verborgenes ans Licht. Und erst wenn etwas ans Licht kommt, werden Vergebung und Heilung möglich.

4. Prophetie und Weisheit.

Wer prophezeit soll die Gabe der Weisheit haben. Nach 1. Kor. 12,7 ist es ein weises Reden und Verhalten. Weisheit erhält der Christ durch Gebet. Jakobus 1,5 steht: „Wem es an Weisheit mangelt, der bete!“ Prophetie wird durch Weisheit geschützt, denn ohne sie wird Prophetie und beste Erkenntnis zur Lieblosigkeit und zum Fanatismus.

5. Prophetie und Unterscheidung der Geister.

Die Gabe der Geisterunterscheidung soll verhindern, dass falsche Prophetie geschieht. (1. Thess. 5.20; 1. Kor. 14, 29; 1. Kor. 13,8). Sie ist auch gegeben zur Überwachung und Prüfung der Gabenträger allgemein und der Propheten im besonderen. Diese Gabe ist keine Gefühlssache!

Gläubige mit dieser Gabe erkennen: Was treibt die Gabenträger an? Kommt ihre Inspiration durch den heiligen, den menschlichen oder satanischen Geist?

Da es sich um Unterscheidung der Geister und die Beurteilung ihrer Träger handelt und nicht um eine Unterscheidung der Gaben, ist ein allgemeiner „Gaben-Erkennungs-Dienst“ nur als Nebeneffekt zu sehen. Dieser dient dann auch dazu, dass Gaben erkannt werden und diese in entsprechender Zuordnung das Leben der Gläubigen und der Gemeinde bereichern und Gott ehren.

Kapitel IV:
Vom Umgang mit prophetischer Rede

Viele gläubige Christen haben Schwierigkeiten im Umgang mit der prophetischen Rede.

Sie betrachten sie als etwas ganz Außergewöhnliches.

Oft wird sie skeptisch beäugt. Man hält sie im Zusammenhang mit Sprachenrede, Heilungsgaben und Wundertaten für spektakulär, weil dort erstaunliche, nicht alltägliche Dinge geschehen.

Solche Ängste sind unbegründet! Denn biblische Prophetie richtet sich niemals gegen die heilige Schrift, die eine Fülle von Gaben kennt.

Prophetie zeichnet sich auch nicht dadaurch aus, dass sie unter Zwang geschieht oder dass die Persönlichkeit des Menschen zu Reden und Handlungen vergewaltigt wird, die nicht unter seiner Kontrolle stehen.

Sie zeichnet sich auch nicht aus durch besondere Formulierungen, stereotype Wiederholungen, bestimmte Rhythmik, Suggestion oder Ekstase.

Sie zielt immer ab, auf freie Entscheidungen des Einzelnen!

Um Irrtümern vorzubeugen erfolgen hier 2 Klarstellungen bzw. Abgrenzungen:

1. Prophetie und Offenbarung (Zukunftsweissagung) dürfen nicht verwechselt werden.

Oft wird Prophetie mit Zukunftsweissagung, die ein Bereich der Offenbarung ist, gleichgesetzt.

Das griechische Wort „apokalypsis“ meint das Hinwegnehmen einer Verhüllung. Der Seher, dem Offenbarung gegeben wird, kann darlegen, was auf Erden, am Himmel oder in der Ewigkeit geschehen soll oder wird. Aber er unterscheidet sich dabei vom orakeln und spiritischem Vorhersagen der Zukunft. Der Seher hat eine gedankliche Schau, eine Vision, ein Gesicht, was Uneingeweihte als Irrsinn und Spinnerei empfinden könnten. Drum bedarf es der genauesten Prüfung. Diese kann aber nicht durch jedermann in der Gemeinde geschehen, sondern durch andere Propheten. Propheten können allerdings auch Gaben der Offenbarung haben.

2. Prophetie und Sprachenrede verfolgen sehr unterschiedliche Ziele.

Prophetie ist ein allen Beteiligten verständliches Reden in der Sprache der Gegenwart. Gott gibt mit der Prophetie verständliche Informationen.

Daraus ergibt sich, dass Prophetie nicht in Zungensprache geschieht!

Denn Zungenrede und Auslegung (Interpretation – nicht nur plumpe Übersetzung) sind zwei zusammengehörige Teilgaben, die erst in der rechten Zuordnung eine vollständige Gabe ergeben. Eine soll ohne die andere nicht sein! Prophetie aber ist eine vollständige Gabe, die keiner Auslegung bedarf (1.Kor.14,27), weil sie schon Auslegung des Willens Gottes ist.

Gott macht den Sprachenredner nicht zum unverständlichen Medium, denn wenn Gott zu den Menschen redet, tut er es in der Sprache, die sie verstehen.

Gott selbst bedarf keines solchen Mediums. Die Bibel sagt in 2. Kor.14,2: „Wer in Sprachen redet, redet zu Gott und nicht zu den Menschen.“ Der Interpret aber legt aus, was der Sprachenredner in unverständlicher Sprache zu Gott hin gesagt hat. Dabei hört auch er auf Gott und nicht auf den Sprachenredner. Auch er redet zu Gott und nicht zu den Menschen!

Der Prophet jedoch empfängt dann oft direkt von Gott das als Prophetie, was Gott auf die Sprachenrede inklusive Auslegung antwortet! Manchmal schiebt sich allerdings durch das Nichtabwartenkönnen der Auslegung eine Prophetie zwischen die Teilgaben Sprachenrede und Auslegung. Das erweckt dann den Anschein, dass die Prophetie die Auslegung wäre. Wegen dieses Irrtums unterbleibt manchmal die Auslegung, die der Prophetie den Boden bereiten sollte bzw. könnte. Auch aus diesem Grunde – nicht nur wegen der beiden Teil-Gaben – sagt Paulus: Man soll auf die Auslegung der Sprachenrede warten und dann andere Gaben, eben auch das prophetische Wort anwenden. Jedenfalls soll man das Reden in Sprachen nicht anwenden, wenn kein Ausleger da ist. Das bedeutet vorbeugende Information.

Kapitel V:
Angst vor Prophetie ist unbegründet!

Unter Christen gibt es viel Unsicherheit wegen willkürlicher oder persönlich gefärbter oder den Kontext der Bibel nicht beachtender Auslegung der heiligen Schrift. Dadurch entstehen nicht nur Ängste, sondern auch sektiererische Gruppen.

In 1. Thess.5,19+20 ermahnt Paulus die Gläubigen: „Den Geist dämpft nicht. Prophetische Rede verachtet nicht.“

Dämpfen meint, etwas unterdrücken und nicht zur Auswirkung kommen lassen. Verachten heißt, einer Sache keine Bedeutung beizumessen und sie als unnötig bezeichnen.

1. In 1. Kor.13,8-10 sagt Paulus folgendes: „Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden, das Zungenreden und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist (genau wie unser prophetisches Reden) Stückwerk. Wenn aber das Vollkommene kommen wird, dann wird das Stückwerk aufhören.“

2. Manche Ausleger der Bibel machen hier, wenn sie auf Grund dieses Wortes Gaben und Ereignisse, von denen das Neue Testament spricht, als vergangen bezeichnen und sie aus der Gegenwart verbannen, große, verhängnisvolle Fehler:

a) Sie sprechen damit auch der Gemeinde Jesu Christi durch ihre ganze Geschichte hindurch bis heute das prohetische Reden und die geistliche Erkenntnis ab und bezichtigen sie damit der Lüge und Scharlatanerie.

b) Sie widersprechen sich selbst. Denn wenn das prophetische Reden (also die Umkehr bewirkende Verkündigung) bei Fertigstellung der Bibel aufgehört hätte, gäbe es seit der Zeit der Apostelgeschichte bis heute keinen einzigen weiteren Christen. Niemand hätte das prophetische Wort in der Evangeliumsverkündigung hören können und sich zu Christus bekehren können. Alle Gemeinden wären Phantome.

c) Zudem hätten die Kritiker selbst auch keine geistliche Erkenntnis, weil es gar keine Erkenntnis, die eine Gabe des heiligen Geistes ist, mehr gäbe. Das heißt, ihre „Erkenntnisse“ auch bezügliche der Auslegung dieses oft zitierten Wortes sind unwahr.

Weil aber Bekehrung und Wiedergeburt eines Menschen die Folge des prophetischen Wortes in der Bibel und in der Verkündigung ist, gibt es heute Prophetie und Erkenntnis.

d) Die Kritiker verwechseln die Vollkommenheit der heiligen Schrift mit dem Vollkommenen an sich, also mit der Vollendung des Gottesreiches in der Wiederkunft Christ. Dann nämlich wird erst alles Stückwerk aufhören.

3. Die Gemeinde in Korinth lebte in kindlichem Stückwerk, was ihren Umgang mit prophetischer Rede und Erkenntnis anging. In der Mündigkeit der Gemeinde ist auch die Fülle Jesu Christi. Erst wenn diese Fülle das ist, hört auch das Unvollkommene am Umgang mit den Gaben des Geistes auf und die Gaben selbst.ebenfalls.

Viele Gaben des heiligen Geistes, wie z.B. prophetische Rede hören erst im Himmel auf, weil sie dort nicht notwendig sein werden; andere aber, wie der Lobpreis Gottes, bleiben ewig.

Kapitel VI:
Gegenwart Christi garantiert in der Gemeinde Vorhandensein prophetischer Gaben.

Paulus ermutigt die Gemeinden prophetische Gaben in der Gemeinde einzubringen, weil er wegen der Christusgegenwart voraussetzt, dass diese Gaben auch vorhanden sind (1. Kor. 14,1,5+39). Er ist auch der Meinung, dass jeder einzelne sich um die Gabe der Prophetie bemühen soll. Ja, sie soll sogar vorragig vor anderen Gaben „erstrebt“ werden.

1. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass es Voraussetzungen für den Empfang von Gaben des heiligen Geistes gibt:

a) Das neue Leben durch den heiligen Geist. Also Christuszugehörigkeit und Gewißheit der Gotteskindschaft (Joh.3,5; 2.Kor.5,17).

b) Das christusgemäße, geheiligte Leben in der Nachfolge (Kol. 3,5-10).

c) Die erstmalige und kontinuierliche Erfüllung mit dem heiligen Geist (Apg. 1,5+8).

2. Manchmal wird von Gläubigen die Frage gestellt, ob man Prophetie erlernen kann, weil hier und da von „Prophetenschule“ gesprochen wird. Paulus beschreibt, wie prophetische Rede empfangen wird oder Gaben „erweckt“ werden (1. Kor.12,1ff, 2. Tim. 1,6).

a) Geistliche Prophetie ist nicht erlernbar! Erlernte Prophetie ist ein menschliches Erzeugnis ohne geistlichen Wert. Bestenfalls ist es gutgemeinter menschlicher Rat. Erlernbar aber ist der Umgang mit prophetischen Gabe.

b) Prophetisches Reden als Gabe des heiligen Geistes wird direkt von Gott empfangen entweder zur einmaligen oder mehrmaligen Anwendung oder auf Dauer.

c) Göttliche Prophetie ist kein Zwangsreden, denn der Geist des Propheten ist dem Propheten untertan. Darum ist es ihm möglich, das Gehörte entsprechend zu formulieren. Der Prophet muss also nicht reden! Er kann das, was Gott von ihm erwartet, weitersagen, er kann es unterdrücken und verschweigen.

Das Anliegen Gottes, das prophetisch weitergegeben werden soll, ist nicht erlernbar, sondern wird durch den heiligen Geist eingegeben.

3. Erlernbar allerdings ist folgendes:

a) Richtiges Hinhören auf Gott, auf sein Wort und den heiligen Geist.

b) Gehorsam, das Empfangene weiterzugeben und dabei Wörter und Formulierungen zu verwenden, die jetzt notwendig sind.

c) Die Art und Weise, das Empfangene weiterzugeben, dabei auch Ort, Umgebung, Situation und Menschen zu berücksichtigen, und zu erfahren, ob das, was weitergesagt werden soll, auch dazu geeignet ist.

4. Wie werden Prophetien empfangen?

a) Nimm der genügend Zeit zur Stille und zum Gebet und Hören auf Gott (Ephes.6,18).

b) Lies regelmäßig deine Bibel. Treibe eifrig Schriftstudium (Joh. 10,27).

c) Lass dich nicht von Gedanken, äußeren Umständen oder innerer Unruhe ablenken.

d) Suche darum den passenden Ort und die Zeit aus. Schaffe Voraussetzungen dafür auch das leise Reden Gottes zu vernehmen. Setze dich nicht der Gefahr aus, von zeitgeistigen Einflüssen (Medien, Literatur, Fernsehen usw.) manipuliert zu werden. Allerdings sind geistliche Lieder, Schriftworte oder Beten in Sprachen oft hilfreich, um von Gott etwas zu empfangen.

e) Sei bereit, auf Gott zu hören. Rechne mit dem Reden Gottes und mit der Beantwortung deiner Fragen und sei bereit, umzudenken und dich von Christus prägen zu lassen.

f) Achte auf geistliche Impulse und prüfe sie am Wort Gottes (1.Kor.14.4+5), und sei bereit deine prohetische Rede von prophetisch Begabten prüfen zu lassen.

Kapitel VII:
Freiraum in der Gemeinde zur prophetischen Rede

In einer Christengemeinde sollte ausreichend Freiraum sein, prophetisch zu reden, und es sollten dafür auch Möglichkeiten geschaffen werden. Dies geschieht, indem Gläubige über die Gaben und Dienste des heiligen Geistes informiert werden.

Älteste, Seelsorger und bereits prophetisch Begabte müssen aufgesucht werden können, um durch ihre Mithilfe solche Gaben zu entdecken, zu erbitten, zu empfangen, zu prüfen, zu fördern und angstfrei einzubringen.

1. Die Gabe der prophetischen Rede ist, genau wie andere Gaben, durch Gebet, Heiligung und Anwendung entwicklungsfähig. Niemand muß sich deshalb vor der einfachsten Anwendung seiner Gaben fürchten.

Auch muß niemand darin perfekt sein. Solche Vorstellungen kommen aus dem menschlichen Bereich (falscher Ehrgeiz). Sie hindern den Geist Gottes, sich durch den Begabten zu entfalten. Niemand soll sich scheuen, die Wachstumsstufen vom „geistlichen Kleinkind“ bis zur „vollen Mannesreife“ in der Ausprägung von Gaben (auch als Prophet) zu durchlaufen.

2. Niemand soll meinen, prophetische Worte oder Offenbarungen seien immer für andere gedacht. Erste prophetische Eingebungen, die ein Gläubiger empfängt sind meist für ihn selbst bestimmt. Danach könnten sie dem persönlichen Umfeld wie Ehe, Familie und Freunde gelten. Schließlich können sie sich ausdehen auf kleine Gruppen, auf Leitungskreise, Gesamtgemeinde, Stadt, Land und Welt. (Röm.8,14; Joh.10,27).

3. Durch prophetisch Begabte soll geprüft werden, wo eine Prophetie hingehört und an wen sie gerichtet ist (örtlich, überörtlich, übergemeindlioch, überkonfessionell usw.).

4. Aus einer zunächst schwach ausgeprägten prohetischen Gabe, kann das Prophetenamt kommen (Ephes.4,11). (Siehe: Der Prophet).

Einige Hilfen zur Anwendung der prophetischen Rede.

1. Nicht jede Prophetie muss auch ausgesprochen werden. Darum müssen wir Gott fragen, ob, wann, wo und wie sie ausgesprochen werden soll.

2. Ausgesprochene Bibelverse können, müssen aber nicht aktuelles prophetisches Wort sein. Besonders wenn es wiederkehrende Lieblingsverse oder oft gebrauchte Aussagen sind. Prophetie könnte als Mitteilung, oder Frage formuliert werden, um den Hörern Freiheit zum persönlichen Hören auf Gott und Zeit zur Beantwortung zu geben. Zum Beispiel: „Könnte es sein, dass es sich bei dir so und so verhält?“

3. Hüte dich vor einem Machtanspruch deiner prophetischen Worte. Verdächtig ist, wenn man einleitend betonen muß: „So spricht der Herr!“ Mancher ist dann falsch beeindruckt, er verläßt sich auf das angebliche direkte Reden des Herrn und vermag die Rede nicht mehr nüchtern zu prüfen. Wen Gott anspricht, der merkt, dass der Herr zu ihm spricht.

4. Vorsicht bei termin-, orts-, situations- oder menschengebundenen Prophetien. Nütze aber prophetische Erkenntnisse zur Umkehr, zur Auferbauung und zur Fürbitte.

5. Prophetien (wie auch Propheten) müssen durch entsprechende Gabenträger geprüft werden. Echte Propheten werden dies auch zulassen, ja sogar wünschen.

Nicht jedes Wort, Bild, Vision oder Traum oder was uns in den Sinn kommt, muß Prophetie sein. Manches hat einen seelischen Ursprung, zum Beispiel fehlende Vergangenheitsbewältigung oder seelische Verletzungen. Möglich ist auch ein okkulter Hintergrund. Oder ein übermäßiger Genuß, bzw. Konsum, wie Alkohol, und Drogen oder Medienkonsum (Erotik, Gewaltdarstellungen u.a.). Dies alles verführt dazu, aggressive Botschaften auszusprechen, die nicht aus geistlichen Quellen kommen. Läßt ein Redner die Prüfung seiner Rede nicht zu, bringt er sich in Verdacht ein falscher Prophet zu sein.

Kapitel IIX:
Der Prophet

Wer zeitweise prophetisch redet, muß deshalb noch nicht ein von Gott gesetzter Prophet sein. In Epheser 4,11 sagt Paulus, dass Christus einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Evangelisten und einige als Hirten und Lehrer eingesetzt hat. Das bedeutet: Prophetische Rede kann über die manchmal auftretende Gabe hinaus ein kontinuierlicher Dienst sein, in den Christus beruft und einsetzt.

1. Was ist ein Prophet? Ein echter Prophet spricht immer im Namen Gottes. Durch ihn spricht der Herr selbst. Er hat göttliche Vollmacht, weil Christus mit seinem Geist, der im Propheten ist, identisch ist. Der Prophet muß das Eintreffen der Prophetie nicht nachweisen, um sich zu legitimieren. Gott tut dies durch den Glauben und den Gehorsam der Hörenden und durch Eintreten der genannten Ereignisse. Selten mit Angabe einer Frist. Oft treten sie erst nach Jahrhunderten ein, wie bei den alttestamentlichen Propheten.

2. Welches ist die Sendung bzw. der Auftrag des Propheten? Der Prophet schöpft seine Prophetie unter der Wirkung des heiligen Geistes aus dem Hören auf Gott und sein Wort. Er redet unmittelbar Weisheiten und Geheimnisse Gottes. Dafür erhält er von Gott manchmal Offenbarungen, Visionen, Gesichte oder Träume. Auch werden ihm, weil er ein Seher ist, Durchblicke durch Menschen und Situationen geschenkt. Er bekommt also Licht und Klarheit oder gewinnt Einsicht. So kann er verstehen, deuten, interpretieren, sondieren und beurteilen. Er kann Gesagtes und Gehörtes annehmen oder zurückweisen. Er vermag es allen verständlich mitzuteilen und geistlich anzuwenden. Der Prophet redet meist in das Leben einzelner Menschen oder der Gemeinde hinein. Er trifft durch das Wirken des heiligen Geistes das Gewissen, offenbart Verborgenes und macht Zusammenhänge zwischen Verhaltensweisen, Ursachen und Wirkungen deutlich.

3. Die Persönlichkeit des Propheten. Der Prophet ist prüfbar an seiner Christusgesinnung und an seinem geistlichen Wandel. Seine Echtheit ist nicht immer an der Wirkung der Prophetie zu erkennen, wohl aber an seiner Treue zum Wort Gottes (Bibel). Er ist kein Medium, kein willenloses Werkzeug, das in Trance redet oder unter Redezwang steht. Weil der Geist des Propheten dem Propheten untertan ist, unterliegt die Gabe der Prophetie dem Willen des Propheten. Der Prophet hat völlige Kontrolle über Beginn, Ende und die Art seines Redens. Er ist demütig genug, um seine Prophetie von anderen Propheten prüfen zu lassen. Wie schon erwähnt, gibt die Heilige Schrift keinen Hinweis dafür, dass sich Prophetie in Zungenrede kundgetan hat, auch nicht bei Jesus oder den Aposteln. Prophetie geschieht immer in verständlicher Sprache, in Symbolen oder in Gleichnissen.

Jesus selbst bezieht sich auf seinen Prophetenstatus und erweist sich als Prophet Mat. 13,57; 16, 14; 17,3-5; 21,19; Lukas 4,5; 7,16; 39; 10,18; 24,19; Joh.4,19; 12,28+29).

4. Merkmale falscher Propheten. Sie sind zu erkennen an den Früchten ihres Tuns (Matt. 7,16), aber es bedarf auch der Gabe der Unterscheidung der Geister.

Falsche Propheten haben ein übersteigertes Selbstbewußtsein, sind rechthaberisch und autoritär. Sie sind auf Einfluß und Anerkennung aus und erheben den Anspruch, die wahren Interpreten des Willens Gottes zu sein, die „sein Licht“ bringen (2. Kor.11,12-15).

Sie bewirken unter Gläubigen eine ungeistliche Unruhe, wecken Ängste und stiften Verwirrung.Sie verführen durch Einengungen zur Gesetzlichkeit oder durch zu große Weite zur Ungesetzlichkeit.

Sie unterschlagen biblische Wahrheiten und das Evangelium oder gehen darüber hinaus.

Sie spielen Gott, Christus, den heiligen Geist und die Apostel gegeneinander aus.

Sie entziehen sich der Prüfuung durch andere und weisen Kritik und Ermahnung zurück, weil sie dies als Angriff auf ihre Autorität verstehen.

Sie sprechen aus eigenem Zorn und nicht vom liebenden Zorn Gottes her. Wie Paulus zwischen echter und falscher Prophetie unterscheidet, erfahren wir in Apg. 21, 8-12.

Kapitel IX:
Wir haben Schlüsselgewalt!

Wer Schlüsselgewalt hat, der hat Vollmacht!

Ein Schlüssel dient zum verschließen oder aufschließen von Räumen, Behältern, Türen und ähnlichem. Gott beruft und gibt Vollmacht, bzw. Schlüsselgewalt. Wir erkennen dies bei Eljakim in Jesaja 22,22+23; bei Christus in Offbg.1,18; bei Engeln in Offbg. 9,1 und 20,1 und bei Petrus in Matt.16,19, womit auch die Gemeinde Jesu Christi berufen ist.

1. Der Schlüssel zum Land – Wer den Schlüssel zu einem Land hat, kann es einnehmen!

5. Mose 1,6-8 erinnert uns daran, dass Gott das Land, das wir einnehmen sol-len, bereits dafür vorbereitet hat, ob es unsere Stadt, unser oder ein anderes Land ist. Seiner Verheißung und seinem Befehl folgen, bedeutet gegebene Vollmacht nützen.

2. Der Schlüssel zum Menschen – Wer den Schlüssel zum Menschen hat, der kann Menschen gewinnen!

Wie ist heute die Weltsituation? Mit welchen Menschen haben wir es in dieser Zeit zu tun? Was brauchen sie? Jesaja erläutert in Kapitel 24,3-5 und 10-13a wie es am Ende der Zeit sein wird. In Psalm 17,10 werden diese Menschen

beschrieben. Der Schlüssel zu den Menschen der Endzeit ist das Evangelium der Liebe Gottes, die Vergebung und Versöhnung durch Christus.

3. Der Schlüssel zum Menschenherzen – Wer den Schlüssel des Gebets und des Glaubens hat, dem werden sich Menschenherzen öffnen!

Das klassische Wort hierfür steht in Apg. 16,14. Paulus sprach über Christus. Daraufhin tat der Herr der Lydia das Herz auf. Was sonst als das Öffnen der Herzen und die Christusannahme ist geschehen, wenn Paulus sagt: „In Ephe-sus und in Troas hat Gott uns eine Tür aufgetan!“ (1.Kor. 16,8-9 und 2.Kor. 2, 12-13a). In der Apostelgeschichte erfahren wir, dass Beten und Loben eiserne Riegel sprengt und Türen auftut (16,23-27); dass gehorsames Handeln dahin führt, dass sich ein Tor von selber auftut (12,10) und dass die Tür des Glau-bens auch den Heiden aufgetan wurde (14,27).

4. Der Schlüssel zum Frieden – Wer den Schlüsel zum Frieden hat, also ein „Kind des Friedens“ ist, der kann Frieden machen und Frieden bringen!

Jesus geht mit denen hart ins Gericht, die durch zwei Dinge anderen das Himmelreich verschließen und sich selber ebenfalls den Zugang zum Himmeklreichverbauen:

a) durch das Unterschlagen der göttlichen GNade, die in Christus ist, also auch Unterlassen der Friedensbotrschaft Chrisi;

b) duch heuchletrisches, nich eindeutig bvon Christsu geprägtes Leben. (Mat.23,13).

5. Der Schlüssel der Liebe Gottes – Wer den der Schlüssel der Liebe Gottes hat, kann lieben!

Lieblosigkeit verbaut Menschen den Weg zu Gott und zum Himmelreich.Jesus spricht in Luk 11,52 über den Schriftgelehrten das „Wehe“ aus. Sie hätten den Schlüssel der Erkenntnisnis weggenommen; sie seien selber nicht in das Him-melreich hinein gegangen und hätten auch denen gewehrt, die hinein wollten.

Was verschließt die Erkenntnis?

a) Die Angst vor der Wahrheit und ihren Konsequenzen.

Wahrheit könnte uns bloßstellen. Gott könnte uns durch sie ermahnen.

b) Der Stolz, der sich sowohl in Minder-als auch in Hochwertigkeitsgefühlen zeigen kann. Erkenntnisse behält und verwendet man dann nur für sich. Andere sollen ruhig blind und dumm bleiben, sie sollen die Freiheit, die Gna-de, die Zuwendung Gottes, die Liebe Gottes nicht genießen dürfen. Das aber wäre Lieblosigkeit pur!