Der Zehnte
Was ist der „Zehnte“?
Der „Zehnte“ ist der Geldbetrag, der genau 10 Prozent unserer Nettoeinnahmen ausmacht. Das trifft auf unseren Verdienst durch Arbeit oder Rente, auf Ernteerträge, auf andere Naturalien und sonstige Zuwendungen (wie etwa Taschengeld u.a.) zu. Nettoeinnahme ist das, was ich nach Steuern und Sozialabgaben konkret für meinen Lebensunterhalt (Essen, Kleidung, Wohnung, Ausbildung, Bildung und Vergnügungen) zur Verfügung habe.
Der „Zehnte“ gehört Gott!
Der „Zehnte“ gehört nach Maleachi 3.8-10 ganz dem Herrn. Nach 3.Mose 27,30-32 und 5.Mose 14, 28-29 ist er ihm – also dem Reich Gottes – geweiht, wenn er auch konkret dem Tempeldienst galt. Das heißt zur Erhaltung des Tempels, als Unterhalt für Priester und Leviten und als Zuwendung an Arme und Waise.
Warum will Gott den „Zehnten“?
Gott gehört ja grundsätzlich alles, also hundertprozentig. Er will von uns nur den zehnten Teil unserer Einkünfte und unseres Vermögens, weil er großzügig ist! Was wir als Menschen haben, ist uns von Gott ausgeliehen. Uns ist die Erde mit ihren Erträgen geliehen und uns ist das Leben mit Gaben, Talenten und Vermögen verliehen. Wer aber etwas geliehen bekommen hat, steht in der Schuld! Das bedeutet, Geliehenes muss erstattet werden. Darum sollen wir selbst Gott zwar ganz gehören, aber von unseren Einkünften will er nicht alles zurück, sondern nur 10%. In seiner Großzügigkeit überlässt Gott uns den Löwenanteil von 90 %!
Die Bibel hat nichts gegen das Rechnen! Der „Zehnte“ von monatlich 100 Euro Netto sind eben 10 Euro und von 500 Euro sind es 50 Euro. So einfach ist das. Wir dürfen unser Opfer berechnen und dabei rechnet Gott mit uns!
Der „Zehnte“ bringt Ordnung in mein Geben! Trotzdem ist der „Zehnte“ kein Gesetz der Pflichterfüllung, sondern ein Gesetz der Liebe. Wer Gott liebt, rechnet so, dass Gott mit ihm rechnen, das heißt, dass Gott sich auf den, der ihm gehört und dessen Treue verlassen kann. Gottes Antwort darauf, sind weitere Segnungen und oft Mehrfacherstattungen.
Der „Zehnte“ als Mindestregel im Neuen Testament
Im Neuen Testament ist der „Zehnte“ keine starre Summe und darum auch kein lästiges Gesetz, sondern eine selbstverständliche Mindestregel. Reichen und Armen fällt es gleich schwer, den „Zehnten“ zu geben. Dabei bringt der Arme mit seinem „Zehnten“ immer ein größeres Opfer! Jesus erinnert an das „Scherflein“ der Witwe, die keine Rücklagen, also keinen Überfluss hatte. Wenn ein Reicher 100.000 Euro Netto-Einnahmen hat und 10.000 Euro gibt, hat er mehr übrig, als wenn ein Armer 500 Euro Netto-Einnahmen hat und davon 50 Euro gibt.
In den ersten Gemeinden wurde allerdings nicht nach Einkommensprozenten als Pflichtabgabe gesammelt, sondern nach Aufgaben und Liebe zu Gott und seinem Volk. Man sammelte, was man brauchte, und man gab, was man hatte. Manche Gläubige stellten den gesamten Erlös aus einem Verkauf der Gemeinde zur Verfügung. So sammelte man auch, was das Reich Gottes (und damit die Gemeinden) für die Mission und den Dienst an Bedürftigen benötigte. Lies dazu Matt. 17,24 ff; Matt. 22,21; Markus 12,41-44; 1, Kor. 16,1ff.
Die Gemeinde ist Reich Gottes und braucht deinen „Zehnten“
Der „Zehnte“ ist ein Dank an Gott! Darum bringt er uns Segen! Der „Zehnte“ ist ein Prüfstein unseres Glaubens. Darum mach ihn zum Ziel deines Gebens! Der „Zehnte“ ist ein Zeichen unserer Liebe zu Gott, zu seinem Reich und zu seiner Gemeinde. Wer der Gemeinde Jesu Christi misstraut, der misstraut Gott! Darum gib den „Zehnten“ gleich am Monatsanfang oder am Tag deiner Einkünfte. Denke daran bei all deinen Einnahmen vom Taschengeld bis zum Hausverkauf und zur Abfassung des Testaments.
Der „Zehnte“ hilft der Gemeinde Gemeindehäuser zu bauen und sie zu unterhalten; Gemeindearbeit, Mission und Diakonie zu betreiben, sowie Pastoren und Missionare und andere vollzeitige Mitarbeiter zu versorgen. Wenn alle Glieder einer Gemeinde den „Zehnten“ geben würden, könnten 40 Haushaltungen ein Gemeindehaus und einen Pastor unterhalten und zusätzlich ein Missionsprojekt unterstützen. Willst du übergemeindliche Projekte unterstützen, dann spare nicht am Nettozehnten für die Gemeinde und den Bund, bzw. die Kirche, der du angehörst.
Wenn Du schon rechnen willst, dann geh hier in Deinem Opfer über den Nettozehnten hinaus und gib für solche Aufgaben die Differenz zwischen Brutto- und Nettozehnten.
Der „Zehnte“ – eine geistliche Ordnung!
Nach dem Neuen Testament ist der „Zehnte“ eigentlich kein Rechenfaktor, sondern ein geistlicher Begriff, in dem sich unser Verhältnis zu Gott und zur Welt wiederspiegelt. Der „Zehnte“ ist auch eine Vorsichtsmaßnahme gegen den Egoismus und gegen den Geiz. Darum geh fröhlich darüber hinaus.
Was über den „Zehnten“ hinausgeht ist auch das Almosen, die Unterstützung humanitärer Einrichtungen und Hilfsorganisationen. Das wird in Matthäus 6,3 deutlich. Dort sagt Jesus: „Lass die linke Hand beim Almosen geben nicht wissen, was die rechte tut.“ Das bedeutet, man soll in solchen Fällen nicht abzählen, also nicht berechnen.
Durch den „Zehnten“ erkenne ich an, dass Gott der Herr über mein ganzes Leben ist. Ich bin sein Haushalter, ob es meinen Leib, meine Wohnung, meine Begabungen oder mein Geld betrifft. Geben ist genau so wie Hingabe keine lästige Nebensache, sondern ein Gottesdienst, mit dem Gott gelobt und geehrt wird.
Gott sagt durch den Propheten Maleachi in Kapitel 3,10 (Zürcher Übersetzung):
„Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, dass in meinem Hause Speise sei, und versucht es doch damit bei mir, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch dann nicht die Fenster des Himmels auftue und Segen über euch ausgieße bis zum Überfluss.“
von Willi Bergemann