Die Lust am Grusel

Halloween als herbstliches Gesellschaftsfest kommt immer mehr in Mode

von Corinna Becker

Schon wieder hält ein amerikanisches Phänomen (willkommen) Einzug in deutsche Wohn- und Kinderzimmer: Halloween. Die deutsche Jugend ist auf dem Horror-Trip: Skelette und Totenköpfe erobern die Kinderzimmer, während früher im Herbst bunte Papierdrachen die Fenster schmückten. Hexen und Gespenster sind „in“. Und die weltoffenen Eltern stellen sich eine leuchtende Kürbisfratze vor die Haustür. In einem hessischen Kindergarten wurde die Weihnachtsfeier im letzen Jahr kurzerhand durch ein Halloween-Fest ersetzt.

Was bei den Halloween-Festen zählt, ist der Spaßfaktor. Die Parties werden mit seltsamen Spielideen wie „Mumienwickeln“, „Leichenjagen“ und „Der Tod geht um“ aufgepeppt. Man tanzt den „Gerippenwalzer“ und eine „Leichenpolka“. Auch von vielen Wahrsagespielen gibt es mittlerweile eine niedliche Variante. Ein Brauch geht folgendermaßen: Von einem Apfel wird möglichst dünn und in einem Stück die Schale abgeschnitten. Diese meist spiralförmige Apfelschale muss über die linke Schulter hinter sich geworfen werden. Kann man an der Form der Schale einen Buchstaben erkennen, beginnt mit diesem der Vorname des zukünftigen Liebes-/Ehepartners.

Was in deutschen Landen früher nur dem vom Heimweh geplagten amerikanischen Soldaten oder dem eingefleischten Horrorfan ein Begriff war (der amerikanische Regisseur John Carpenter nutze im Jahr 1979 für seinen Horrorfilm „Halloween“ die eigenartige Stimmung dieser Nacht für die Inszenierung der Taten eines Mörders, der wie der leibhaftige Tod verkleidet daherkommt), ist seit einigen Jahren das Fest der Stunde. Die Gier nach Grusel steigt und seit die Horror- und Mystery-Welle mit Buffy, Akte X und Co. durchs Fernsehen rollt, gibt es offenbar kein Entrinnen mehr.

Für den Handel ist der neue Trend (mal wieder) besonders lukrativ. Die „Fachgruppe Karneval“ im Deutschen Verband der Spielwaren Industrie verkündet bereits zweistellige Millionen Mark Halloween-Umsatz in den letzten zwei Jahren. „Pappnasen sind out, Hakennasen sind in“, stellte die Tageszeitung „Die Welt“ fest.

Zu verdanken haben wir den Halloween-Trend unseren transatlantischen Freunden. Seinen Ursprung hat das Fest aber in Irland. Es gibt mehrere Meinungen zur Entstehung von Halloween. Eine geht auf Zeremonien keltischer Druiden zurück, nach der die Kelten zwei Hauptgottheiten – den Sonnengott (Beltane) und den Totengott (Samhain) – gefeiert haben sollen. Eine andere vertritt diese Ansicht: „Samhain“ ist nicht der Name eines Gottes, sondern lässt sich in seiner Deutung vom Begriff „sam-fiun“ ableiten und dies würde „Sommers Ende“ bedeuten. Das keltische Jahr beschränkte sich auf die Jahreszeiten Sommer und Winter. Zu Samhain endete das alte und begann das neue Jahr. Deshalb kommt Samhain auch mehr Bedeutung zu als dem Sommeranfang, hier Beltane und nicht als Gottheit genannt. Zum Zeitpunkt Samhain sollte alles abgeschlossen sein, was es an Aktivitäten in der Landwirtschaft gab. Und es war auch der Abend, an dem sich die Angehörigen jeder Familie nach der arbeitsreichen Ernte im Haus versammelten. Nicht zuletzt war dieses Beisammensein Anlass für Feiern, Spiele, Orakel und zahlreiche Zeremonien.

Samhain wurde also zu Beginn eines neuen keltischen Jahres am 1. November gefeiert, der nach dem alten Glauben am letzten Tag des keltischen Jahres (31. Oktober) den Seelen derer, die im vergangenen Jahr gestorben waren, erlaubte, nach Hause zurückzukehren. Um sich von den Geistern der Toten, Hexen und Dämonen zu schützen, zündeten die Druiden große Feuer mit Getreideopfern an, um die Seelen der Verstorbenen zu beschwichtigen. Man verkleidete sich außerdem mit Tierfellen und Tierköpfen, um die Geister zu erschrecken. Vor den Häusern wurden kleine Gaben aufgestellt, die die Geister der toten Angehörigen besänftigen sollten. Später ging man dazu über, Gesichter in Rüben zu schnitzen, um die Geister glauben zu machen, an diesem Ort hause bereits eine verdammte Seele.

Nach der Unterwerfung der Kelten durch die Römer wurden die Zeremonien weitgehend beibehalten, obwohl den neuen Machthabern diese Bräuche fremd waren. Papst Gregor IV. schließlich beschloss im 9. Jahrhundert nach Christus, die Bräuche der Kelten zu „christianisieren“, anstatt sie unter großem Widerstand der Bevölkerung abschaffen zu lassen und ordnete an, dass der 1. November von der Christenheit als „Tag der Heiligen“ gefeiert werden sollte, der wiederum sein Ursprünge bereits im 4. Jahrhundert nach Christus hat.

Von diesem Feiertag leitet sich auch der Name des Festtages ab: „Allerheiligen“ heisst im Englischen „All Hallows“, der Abend davor „All Hallows Eve(ning)“. Im Laufe der Zeit wurde dies verkürzt zum heutigen „Halloween“. Während der großen Hungersnot 1845-1850 in Irland wanderten Hunderttausende Iren nach Amerika aus und brachten den Brauch von Halloween mit in die neue Welt. Auch heute noch werden – vor allem in Amerika, Frankreich und Irland – bei den Halloween-Feiern die alten Riten im Kern beibehalten. Der eigentliche spirituelle Hintergrund wird dabei nicht mehr wahrgenommen: Die Kinder verkleiden sich als Geister oder andere Schauergestalten und ziehen von Haus zu Haus, um eine Gabe zu erbitten, andernfalls wird das Opfer „heimgesucht“. Die Kürbislaterne leuchtet dabei den Weg.

Der verwobenen Geschichte der beiden Feste Allerheiligen und Halloween zum Trotz: Die meisten katholischen Kirchenvertreter wollen mit Halloween nichts zu schaffen haben. Am Vorabend des würdigen Allerheiligenfestes, so ihre Meinung, sei kein Platz für Hexen, Gespenster und Kobolde. Die katholische Kirche Guatemalas hat gegen das unheimliche Treiben ebenso protestiert wie die schwedische Akademie für Sprache und Brauchtum sowie der Erzbischof von Mailand. In Frankreich rief im letzten Jahr die Kirche zu einer Demonstration gegen die Nachtgeschöpfe auf. Auch in einem kalifornischen Bezirk versuchte die Schulbehörde, die üblichen Halloween-Paraden aus Rücksicht auf die Christen des Landes zu untersagen, scheiterte jedoch an dem massiven Protest der Eltern, die bis vor das Landesgericht gingen.

Was sagt die Bibel nun zu Halloween? Diese Frage stellte auch eine Mutter zweier Töchter an Frank Schulz, Mitarbeiter von Nikodemus.net (ihre Frage bezog sich weiterhin auf den Umgang mit Fastnacht und wie sie sich ihren Kindern gegenüber verhalten solle, die von Freunden zu Halloween-Parties eingeladen wurden bzw. deren Schulen solche Feiern veranstalten).

„Selbst wenn man nicht annimmt, dass durch Halloween und Fastnacht bewusst Zauberei im engeren Sinne betrieben wird (3. Mose 19,26), so ist klar, dass Gott nicht durch die Teilnahme an einem solchen Fest geehrt wird. Dämonen und Zauberer sind außerdem nicht etwa Phantasiegestalten sondern Realität, weshalb man die Beschäftigung mit ihnen nicht auf die leichte Schulter nehmen und als harmlosen Kinderspaß abtun kann. Dass sich Dämonen durch dieses Fest nicht wirklich vertreiben lassen und wir von Gott auch gar nicht den Auftrag haben, uns durch unsere Masken über diese geistigen Mächte lustig zu machen (2. Petrus 2,10-14; Judas 1,8-10), sollten wir dabei nicht vergessen. Leider spielen uns unsere Sinne bei der Beurteilung dieser Dinge einen Streich. Bei einer Drogen–Party oder einer anderen sichtbar gefährlichen Tätigkeit fällt es uns leichter zwischen Gut und Schlecht zu unterscheiden. Die geistige Welt hingegen begegnet uns nicht so offensichtlich als Gefahr. Unsere Umgebung tut ihr übriges dazu. Kaum jemand hat Verständnis dafür, dass Christen ihren Kindern Halloween, Fastnacht oder irgendwelche Hexen-, Dämonen- oder Teufelsspiele und -feste verbieten.“

Sollen Eltern ihren Kindern die Teilnahme an Halloween-Parties verbieten? Frank Schulz antwortet folgendermaßen: „Mit Verboten ist es immer so eine Sache. Sich an ein Verbot zu halten, weil man die Strafe fürchtet, ist etwas anderes, als wenn die Einhaltung des Verbotes aus einer inneren Zustimmung erfolgt. Sobald keine Kontrolle erfolgt, ist ohne innere Einsicht mit einem Übertreten des Verbots zu rechnen. Das ist nicht nur bei Kindern sondern auch bei Erwachsenen so. Du solltest es deinen Kindern weiterhin verbieten, zu einem Halloween-Fest zu gehen. Wichtig ist aber, dass sie es einsehen und selber nicht mehr hingehen wollen. Der erste Schritt hierzu ist sicherlich das Gebet. Gott kann die Einsicht in deinen Kindern wecken und ihnen ein Verständnis über den Unsinn dieser Feste geben. Der zweite Schritt ist, dass du dich mit diesen Festen noch eingehender beschäftigst und mit deinen Kindern zusammen die einzelnen Punkte durchgehst, und ihnen erklärst, weshalb die Teilnahme an diesen Festen nicht gut ist. Ich werde das mit meiner Tochter und evtl. folgenden Kindern auch so machen. Dabei ist es mir sehr wichtig, mich eingehend mit dem Thema und dem Wunsch meiner Kinder zu beschäftigen und evtl. auch Erziehern und Lehrern gegenüber diese Sicht der Dinge zu vertreten.

Der Glaube an Jesus Christus ist ja eine Beziehungsfrage. Der Christ hat eine intensive Beziehung zu Jesus Christus. Hier sehe ich einen guten Ansatzpunkt für ein Gespräch mit den Kindern. Es passt nicht, zu Jesus eine intensive Glaubensbeziehung zu haben und auf ein Fest zu gehen, bei dem er und die Bibel nicht nur nicht geehrt, sondern nicht im geringsten ernstgenommen wird. Wenn jemand einen Freund hat, geht er auch nicht auf ein Fest, wo alle über den Freund lachen und ihn verspotten.

Du könntest mit deinen Kindern auch gemeinsam in der Bibel lesen und Verse heraussuchen, die sich mit diesem Thema beschäftigen (z.B. 3. Mose 19; 2. Petrus 2; Judas 1), oder in denen sich Jesus mit Dämonen beschäftigt. In der Bibel warnt uns Gott ausdrücklich davor, uns in Regionen vorzuwagen, welche außerhalb unserer Kontrolle liegen und ganz bestimmt nicht im Willen Gottes. Der gesamten Bereich von Zauberei, Dämonenbefragung und aller Art von Okkultismus ist von Gott unter schärfster Strafe gestellt. Wichtig ist auch hier, dass wir uns aus eine inneren Zustimmung an diese Grenze halten und nicht mit einem wehleidigem Auge auf die „Freiheiten“ Anderer zu schielen.

Eins ist aber noch zu beachten. Kinder haben eine lebhafte Phantasie. Ihnen Angst zu machen ist selten eine gute Lösung. Du solltest die Gefahren nicht verharmlosen, ihnen aber gleichzeitig die Macht und die Überlegenheit Jesu und Gottes deutlich werden lassen. Christen stehen unter dem Schutz Gottes und deshalb kann uns nicht jeder Kontakt mit geistigen Mächten schaden. Hier ist zwischen einem willentlichen Einlassen und dem kindlich-naiven Feiern eines Festes, dessen Gefahren man nicht kennt, zu unterscheiden.“

Zusammenfassend meint Frank Schulz: „Halloween ist in jedem Fall zu meiden. Zu deutlich sind die okkulten Hintergründe und Tendenzen dieser Feste. Bei Fastnacht bzw. Fasching würde ich unterscheiden wollen. Die Art und Weise, in der Erwachsene es feiern (Saufen, Huren und närrisches Verhalten) ist für einen Christen keine angemessene Art, das Reich Gottes auf dieser Welt zu vertreten. Kinderfasching hingegen, als einfaches Kostüm- und Spielfest gefeiert, ist nicht besonders problematisch. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, welche Kostüme bei den eigenen Kindern zum Einsatz kommen. Sicherlich ist es auch von Kindergarten zu Kindergarten oder von Schule zu Schule verschieden. Einige Institutionen feiern Fasching mit überwiegend harmlosen Festen und Motiven. Andere hingegen stellen einen okkulten Aspekt mehr in den Vordergrund und feiern bewusst Geister- oder Hexenfeste. Hier ist von Fall zu Fall zu unterscheiden, damit sich deine Kinder nicht als Außenseiter fühlen und denken, dass Christen alles was Spaß macht verboten ist. Hier sind wir als Eltern gefordert, dass wir die Freude, die Jesus uns gibt, glaubhaft vorleben und unseren Kindern eine echte Alternative zu bewusst gottlosen Festen bieten können.“

Literatur: